...mit Begeisterung blickten die technikversessenen Steiff-Brüdern zur aufkommende Motorisierung und waren bald stolze Besitzer des ersten Kraftfahrzeuges in Giengen. Um den Autos einen persönlichen Touch verleihen zu können, kreierte das Genie Paul Steiff eine Reihe von Autokühler Figuren wie Clown, Golliwog, Jäger, Bauer und Bäuerin, die Zwerge Snik und Snak, Postillon, Max und Moritz, Münchner Kindl und viele andere. Ebenso geht dann der Autoschimpanse 1912/1913 in Produktion - hier in einem umwerfenden Zustand!

In den 1920er Jahren macht die Firma Chad Valley den Vorreiter mit seinen Tango Toys. Tiere mit überlangen Armen und Beinen, die durch schwingende, tanzende Bewegungen begeistern konnten. Steiff wurde davon inspiriert und entwickelte die fröhlichen, bunten Charleston-Tiere "Molliette". Diese gab es mit ganz unterschiedlichen Tiervarianten und Farben. Sie bezauberten durch ihre schlaksige, fröhliche Erscheinung und die neue Art des Spielens.

Steiff bringt ab den 1930er Jahren kleine Wollminiaturen auf den Markt. Diese kleinen Tierchen aus Nomottawolle waren eine preiswerte Möglichkeit ein "Stück Steiff" zu erwerben und waren als Geschenkartikel sehr beliebt. Sie wurden vor allem in Heimarbeit gefertigt. In den ersten Jahren der Firmengeschichte war die Produktion über Heimarbeiter*innen ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Produktion. Die Steiff-Familie unterstützte so die Arbeit von Frauen und körperlich eingeschränkte Personen und konnte gleichzeitig schnell und effektiv auf einen veränderten Bedarf eingehen.

Das lustige Schwefelmännchen hatte leider nur einen sehr kurzen Auftritt auf der Steiff-Bühne. Eigentlich war das Schwefelmännchen ein Maskottchen eines Hotels in Hindelang, dem höchsten Schwefelbad Deutschlands. Es wurde versehentlich als Idee der Entwicklungsabteilung angesehen und ging bei Steiff in Produktion. Diese musste nach kurzer Zeit eingestellt werden, da die Kunstgewerblerin Charlotte Kirchhoff, die das Muster angefertigt hatte, gegen die Vermarktung des Schwefelmännchens vor Gericht ging. Aus dem Schwefelmännchen wurde der Glückspilz entwickelt und erfreute fortan mit großem Fliegenpilzhut die kleine Kundschaft.

Der Molly Hund von Steiff war der Verkaufsschlager ab 1925 und wurde sogar bis in die 1950er Jahre hergestellt. Diesen süßen Hund mit seinem auffällig geflammten Mohair gab es nicht nur in verschiedenen Farben und Größen sitzend oder stehend, sondern auch in verschiedenen Varianten, wie als Nadelkissen, mit Musikspielwerk, als Kasperlfigur, als Molliette und wie in unserem schönen Beispiel als Tasche. Hier konnte man im Lieblingsspieltier noch einen kleinen Schatz verstecken.

Die letzten Jahre vor dem ersten Weltkrieg sind geprägt von einer Militarisierung der Gesellschaft. Besonders in den Kinderzimmern halten Puppen von Uniformträgern Einzug. Vom einfachen Soldaten bis hin zu uniformierten Puppen, wie dieser Gendarm, bringt die Firma Steiff eine ganze Palette an Uniformfiguren auf den Markt. Der Gendarm ist ein Beispiel für die liebevolle und umfassende Ausstattung mancher Puppen. Er ist mit seinem eingesetzten Schnurrbart und Accessoires ein ganz besonderes Stück Uniformkult und Zeitgeschichte.